Expertentipp Januar
Verkehrsopfer-Zahlen
„Was die Unfallstatistik verschweigt: Es scheint fast wie ein Ritual, wenn verantwortliche Stellen oder Politiker zu Beginn eines neuen Jahres mit der Nachricht an die Öffentlichkeit treten, die Zahl der ,Verkehrsopfer‘ sei im vergangenen Jahr um die Prozentzahl ,X’ zurückgegangen. Weniger Tote, weniger Verletzte. Eine solche Aussage hört sich grundsätzlich gut an. Doch was Unfallstatistiken widerspiegeln, ist nur die halbe Wahrheit. Müsste es nicht auch eine Verkehrsunfallstatistik geben, die nicht nur jährlich aktualisiert, sondern über Jahrzehnte kontinuierlich weitergeführt wird? In der jeder Mensch, der im Straßenverkehr verletzt oder traumatisiert wurde, erst dann aus dem offiziellen Zahlenwerk fällt, wenn alle Wunden verheilt und keine körperlichen und psychischen Schäden mehr feststellbar sind? Die Bedeutung der Verkehrsunfälle und ihrer Folgen für die Opfer und für die Gesellschaft würde mit dieser immensen Zahl noch spürbarer. Und es würde noch deutlicher werden, dass die gesellschaftliche Verantwortung des Einzelnen für die Opfer nicht aufhört, wenn die Unfälle offiziell ,abgehakt‘ sind“, sagt Peter Schlanstein, Erster Polizeihauptkommissar, Dozent sowie Fachkoordinator Verkehr an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen (HSPV NRW) in Münster sowie Vizepräsident der Landesverkehrswacht NRW.